Krambambuli - das ist der Titel

von Dr. Franz Luger v/o Zorro, NbW

Alljährlich, zwischen der letzten November- und der ersten Dezemberwoche, wird im Kellergewölbe des Verbindungshauses der K.ö.St.V. Nibelungia im ÖCV eine traditionelle, mystische Veranstaltung angesetzt: Die Krambambulikneipe.

Bei dieser beliebten Veranstaltung wird auf zeremonielle Art und Weise eine Feuerzangenbowle gebraut, die im nachfolgenden näher beschrieben wird um damit einerseits an dieses einzigartige Studentenbrauchtum zu erinnern, andererseits diesen Komment für spätere Zeiten zu dokumentieren.

Woher rührt eigentlich der Ausdruck "Krambambuli"? Hergeleitet wird dieses Wort von "Kranewitt, das sich aus den mitttelhochdeutschen Wörtern ‚Kranech‘ =Krächzer und ‚wit‘=Holz zusammensetzt: Krächzerholz, so nannte man einen Strauch, dessen Früchte eine besondere Drosselart, die heisere Laute ausstößt, bevorzugt, nämlich die Wacholderdrossel. Der "Krambambuli" war somit ursprünglich ein Wacholderschnaps.

Die Likörfabrik "Der Lachs" von Isaak Wed-Lings Wittib und Eydam Dirck Hegger in Danzig, die bis 1945 existierte, benannte einen von ihr produzierten Kirschlikör "Krambambuli". Berühmt wurde dieser Likör durch das Lied "Der Krambambuli. Ein Loblied über die gebrannten Wasser im Lachs zu Dantzig" von Christoph Friedrich Wedekind (1709 – 1777). Der Erstdruck dieses Liedes erfolgte im Jahre 1745 und hatte 102 (!) Strophen aufzuweisen. Einen weiteren Bekanntheitsgrad erlangte der Begriff "Krambambuli" durch die gleichnamige Novelle der österreichischen Dichterin Marie von Ebner-Eschenbach, wo ein Landstreicher einen entlaufenen Hund nach seinem Lieblingsschnaps benennt.

Diese Novelle wurde in den Fünzigerjahren mit Rudolf Prack in der Hauptrolle verfilmt, in nächster Zeit kommt eine Neuverfilmung, in der die Rolle des Landstreichers vom bekannten österreichischen Schauspieler Tobias Moretti (‚Kommissar Rex‘) verkörpert wird, in die Kinos.

Die Form der mystischen Zubereitung des Krambambuli, wie sie von der K.ö.St.V. Nibelungia praktiziert wird, verläuft nach einem Ritus, der von Dr. Gunter Doppelhofer kreiert und am 22. November 1963 in der Bude der K.A.V. Danubia im ÖCV uraufgeführt, jedoch wegen tragischer Umstände überschattet und dann abgebrochen wurde: Während des Zeremoniells wurde die Ermordung des amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy bekanntgegeben.

Bei dieser Inszenierung, die an den in der griechischen Mythologie festgehaltenen Streit zwischen Hera, Athene und Aphrodite mit dem folgenschweren Urteil des Paris erinnert, werden die drei wesentlichen Ingredienzien Wein, Zucker sowie Rum durch Nibelungen verkörpert, die unter der Obhut des Dominus "Magister" Krambambuli die Feuerzangenbowle anrichten.

Dies erfolgt meist nach einer Branderkneipe, die bereits eine entsprechende Anhebung des "Stimmungspegels" bewirkt, wobei der erwähnte, von der K.A.V. Danubia rezipierte Ritus, abgewandelt, aktualisiert und modifiziert wird.